Die DRH-Bewegung - ein globales Schul-Netzwerk

(Artikel aus 2002 von www.drh-movement.org, der Homepage der DRH-Bewegung; DRH (dänisch) = Den rejsende Højskole,
zu deutsch Die reisende Hochschule)


Vornan in internationaler Zusammenarbeit und Entwicklung

Globalisierung in einer Welt von Vielfalt

Wir sind täglich konfrontiert mit den vielen Aspekten von Globalisierung. Kaum jemand auf diesem Planeten bleibt unberührt von dieser Entwicklung - zum guten oder zum schlechten, sei es der ländliche Farmer in Zimbabwe, der High School Student in Michigan oder der Manager eines internationalen Unternehmens in London. Unsere Leben als Menschen auf dem Planeten sind miteinander verschlungen in einem komplexen Netzwerk, das neue Herausforderungen stellt und viele Möglichkeiten für die Menschheit bereithält.
Vor 50 Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet. Ein Status, der uns Menschen heute viel zu tun lässt, deren Inhalte umzusetzen und zu leben. Dies ist in der Tat eine Herausforderung, der die Menschheit in diesem Jahrhundert ins Gesicht schaut. Aktivitäten, die Kluft zu schliessen und Entwicklung zu bewirken, werden für viele Jahre auf der menschlichen Tagesordnung stehen. Manche mögen fragen: "Ist es der Mühe wert, es zu tun?" oder den Grad ihrer Verantwortung herabsetzen mit einem: "Ist das wirklich unsere Angelegenheit?".
Dieser Artikel erzählt von einer globalen Schul-Initiative, die vor mehr als 30 Jahren begann, und die beide diese Fragen laut und deutlich beantwortet hat mit einem: "Ja, es ist der Mühe wert, es anzugehen" und "Ja, es ist unsere Angelegenheit".
15 Reisende Hochschulen in vier Kontinenten arbeiten zusammen in einer Bewegung, mit dem Auftrag, gewöhnliche Menschen als Development Instructors (in etwa: Entwicklungs-Ausbilder) zu trainieren, die sich an Entwicklungsarbeit in armen Ländern beteiligen.


30 Jahre weltweiter Aktivität

1970 erblickte die erste Reisende Hochschule das Licht der Welt, in Dänemark, Heimatland einer berühmten Hochschul-Tradition. Die Schule wurde gegründet von einer Gruppe von acht Lehrern, die in den Sechzigern selbst um die Welt gereist waren - ein höchst ungewöhnliches Verhalten in dieser Zeit.
In den ersten zehn Jahren ihres Bestehens wurde die Schule zum Hit in Dänemark und Skandinavien. Tausende junger Menschen nahmen Teil an den Kursen, mit dem Ziel, zu reisen und über diesen Planeten zu lernen, Menschen zu treffen, Freunde zu finden und mehr über ihr Leben zu lernen. Mehr als 140 Länder wurden besucht, die dabei zurückgelegte Distanz entspricht mehr als 100mal der von der Erde zum Mond und zurück.
Lehrer und Studenten lernten mehr und mehr über die Bedingungen in den vielen armen Ländern der Welt. Das hatte etwas von einer persönlichen Offenbarung für die meisten von ihnen. Selbst wenn der Fernseher Bilder von vielen neuen und unbekannten Orten in der Welt zeigen konnte und zeigte, dies waren nicht die üblichen Bilder. So waren die jungen Reisenden in, sagen wir Persien oder Indien, in den Siebzigern überrascht, wenn fast jedes Detail und nicht weniger das ganze Bild gänzlich unerwartet war, oft eine überwältigende und nicht erwartete Erfahrung.

Die ersten zehn Jahre lang wurde jede Art des Reisens ausprobiert - in alten Bussen durch Europa und Asien nach Indien fahren, durch Europa segeln in kleinen selbstgebauten Flussbooten, nach Südamerika fliegen und herumtrampen, mit Motorrädern durch die USA, mit Hundeschlitten über das Eis Grönlands, durch die Sowjetunion nach China mit der transsibirischen Eisenbahn, im Allradantrieb durch die Sahara, mit Kanus durch die Wildnis Kanadas, Tandem fahren in der Karibik, etc.
Die klassische Reise dauerte neun Monate - zwei Monate Vorbereitung, 4 Monate auf Reisen und drei Monate Informations-Arbeit. Benutzt wurden alte Busse, wiederhergerichtet für diesen Zweck. Sie fuhren von Dänemark nach Indien und zurück durch den Mittleren Osten. Wo sie hinkamen, besonders in weit entfernten Ländern, waren die Menschen überrascht. Wofür waren sie gekommen? Nur um zu fragen und zuzuhören? Freundschaften zu schliessen und über das Leben in anderen Winkeln der Welt zu lernen? Ihr Haus auf dem Rücken tragend wie die Schnecken, mit Musik-Instrumenten, immer daran interessiert zu verstehen, zu diskutieren, zu singen, Leute zu treffen und sie zum Tee einzuladen? In der Tat ein erstaunliches Verhalten!

Die Reisende Hochschule entwickelte ihre eigenen pädagogischen Prinzipien. Hier sind ein paar von ihnen: "Du musst nah an das herankommen, über das du etwas lernen willst - je näher du kommst, desto mehr lernst du" ; "Nur Adam war allein auf der Welt - der Rest von uns ist hier zusammen" ; "Von einem Ort aus siehst du nicht weit, selbst mit Augen auf Stielen - du musst unterwegs sein, um viel zu lernen" ; und "Was du lernst, lernst du doppelt, wenn du es anderen vermittelst". Die Sechziger und Siebziger waren eine Zeit, in der viele Leute überall auf dem Planeten begannen, von einem relativ lokal begrenzten Lebenskonzept zu einem mehr globalen überzugehen. Dies wurde in allen entwickelten Ländern von Faktoren wie wirtschaftlichem Wachstum, besserer Bildung und der Verbreitung des Fernsehens ausgelöst. Viele Leute im reichen Teil der Welt entdeckten eine Realität - alt, aber nicht gemeinhin bekannt und schon gar nicht in allen Einzelheiten - der grossen Ungleichheiten zwischen Menschen überall in der Welt. Und Menschen begannen zu realisieren, dass dies vielleicht auch ihre Angelegenheit war. Die Reisende Hochschule tat ihren Teil, Puzzle-Teile zum Bild hinzuzufügen.

Die gelernten Lektionen waren einfach:
Der Planet ist bewohnt von Menschen, sehr ähnlich in ihrer Art - einige arm, einige reich - einige schwarz, einige weiss - einige Buddhisten, einige Moslems ... - aber alle mit dem Wunsch, ein gutes Leben zu leben, in Frieden, ihren Unterhalt zu verdienen, eine Ausbildung zu bekommen, gesund zu sein, Kinder gross zu ziehen, ein genussvolles und erträgliches Leben zu führen, etwas zu verändern und Dinge zum besseren hin zu wandeln.
Möglichkeiten und Bedingungen, andererseits, waren sehr verschieden. An manchen Orten gab es genug oder mehr als genug. An anderen Orten hatten selbst kleine Veränderungen überwältigende Wirkungen, doch egal wie hart die Menschen arbeiteten, sie waren nicht in der Lage, ihre Lebensbedingungen grundlegend zu verändern.
Die ständige Konfrontation mit einer Welt, in der die Kluft zwischen arm und reich gross ist und schnell wächst, im Gegensatz zur globalen Zunahme an Reichtum, brachte den aufrichtigen Wunsch hervor, aktiv zu werden, Teil zu werden der Lösung für diese unwürdige Situation.


Vom Reisen zum Handeln - Die Notwendigkeit erkennen und aktiv werden

Es war also eine natürliche Entwicklung, vom Reisen und Studieren der Lage der Welt dazu überzugehen, eine aktive Kraft zu werden in der Verbesserung der Situation. So veränderte sich von 1980 an das Schul-Programm vom Reisen zum Handeln.
Es fing klein an - wie Kindern in einem Dorf in Indien Vitamin-Tabletten zu bringen; oder alle warmen Klamotten, die gerade noch reinpassten, in den Bus zu quetschen, um sie an Arme in der östlichen Türkei zu verteilen, wo der Winter Temperaturen unter 40 Grad minus bringen konnte. Samen, gespendet vom örtlichen Supermarkt, wurden in den Rucksack gepackt und Bauern im Hinterland Boliviens gebracht... All diese Initiativen gingen spontan hervor aus der Begegnung mit Menschen, die brauchten, während du wusstest, du selbst hast so viel, plus die Möglichkeit noch mehr zu bekommen.
Es entwickelte sich weiter in längere Aufenthalte von ein bis zwei Monaten an einem Ort, um beim Bau einer Schule mitzuhelfen, eines Kindergartens, einer kleinen Werkstatt,... mit Geld oder Material, das man von zu Hause mitgebracht hatte.
1977 wurde von einigen Lehrern der Reisenden Hochschule gegründet, was heute die internationale HUMANA People to People Bewegung ist, mit der Absicht, ein praktisches Werkzeug zu erschaffen, für den Kampf gegen die Bedingungen von Armut, Krankheit und Not, und um zu arbeiten, Raum zu schaffen für ein besseres Leben auf diesem Planeten in der Zukunft.

Die Reisenden Hochschulen, mittlerweile an Zahl gewachsen, starteten eine Zusammenarbeit mit HUMANA People to People, und seit 1980 sind die Schulen beteiligt an Entwicklungs-Arbeit in der ganzen Welt. Gemeinsam eröffnen die Schulen und HUMANA People to People gewöhnlichen Menschen die Möglichkeit, in Entwicklungshilfe-Projekten in Afrika, Asien und Zentral-Amerika mitzuarbeiten. In den letzten 20 Jahren haben Tausende Menschen jeden Alters und jeder Nationalität diese Möglichkeit wahrgenommen.
Heute arbeiten 15 Reisende Hochschulen in einer globalen Bewegung Hand in Hand, um Ausbildungs-Programme zu entwickeln und Menschen die Möglichkeit zu bieten, aktiv Entwicklung zu schaffen. Es gibt sechs Schulen in Dänemark, eine in Norwegen, eine in England, drei in den USA, eine in China, eine in Indien, eine in Südafrika und eine in der Karibik.

Auch HUMANA People to People ist global geworden und besteht aus 26 Länder-Assoziationen, die insgesamt 150 Projekte betreiben - sowohl zum Gelderwerb als auch Entwicklungshilfe-Projekte, der Grossteil der letzteren in Afrika südlich der Sahara. Die Projekte fallen in verschiedene Arbeitsbereiche: Schulen, Kinderhilfe, Bäume pflanzen und Umweltschutz-Projekte, HOPE und TCE (Total Control of the Epidemic - Totale Kontrolle der Epidemie), beides Projekte zum Kampf gegen HIV/AIDS, Projekte zum Gelderwerb, Flüchtlings- und Katastrophenhilfe.
Die Projekte zielen darauf ab, Kapazitäten und Fähigkeiten der Menschen aufzubauen, durch ihre eigenen Bemühungen ein besseres Leben zu gestalten. Mehr als eine halbe Million Menschen sind direkt beteiligt in den Projekten, und viele mehr profitieren von ihnen.


Von Solidarity Workers zu Development Instructors

Seit die ersten Solidarity Workers (Solidaritäts-Arbeiter), wie sie zu Beginn genannt wurden, in ländliche Gegenden Afrikas kamen, ihr Lager aufschlugen und begannen, gemeinsam mit den Menschen dort zu arbeiten, waren sie immer von grosser Bedeutung. Allein ihre Anwesenheit brachte in den Communities die Dinge in Bewegung. Zu Beginn scharten sich die Bauern um die Baustelle, angelockt von den Gerüchten über diese merkwürdigen weissen Leute, die dort arbeiteten. Aber sehr bald waren die Solidarity Workers in die Herzen der armen Bauern aufgenommen, und dort sind sie seitdem geblieben. Langsam erkannten die Leute, dass die Solidarity Workers keine Wohltätigkeit übten oder Dankbarkeit für ihre Arbeit erwarteten, sondern einfach als normale Mitmenschen gesehen werden wollten, die ihre Energie hineinsteckten, Entwicklung zu schaffen, wo es mangelte, und die von ihnen erwarteten, das gleiche zu tun. Aus natürlichen Gründen - um des solidarischen Humanismus Willen - und aus den gleichen Gründen, aus denen sie selbst Hilfe erwarten würden, würde ihr eigenes Haus brennen.
Vieles hat sich geändert über die letzten 20 Jahre - in der Welt und folglich auch im Programm der Reisenden Hochschulen. Mit der Geburt des neuen Jahrtausends wurden die Solidarity Workers zu Development Instructors, das angesammelte Wissen und Erfahrungen im Schaffen von Entwicklung spiegelnd.
Die Studenten sind im Programm Teil eines Teams, aber bereiten sich auf ihre jeweiligen individuellen Aufgaben vor, die sie als Development Instructor im Projekt ausführen werden. Jeder Development Instructor bekommt eine Aufgabe in einem Arbeitsbereich, der von der Organisation HUMANA People to People betrieben wird. Die Projekte selbst sind Langzeit-Projekte mit einem festen Personal lokaler und internationaler Projekt-Leiter. Die Development Instructors sind ein fortwährender Input von neuer Energie, die von grossem Wert in der Entwicklung ist, da jeder Beitrag Teil einer organisierten und kontinuierlichen Aktivität ist.
Entwicklung ist ein Phänomen vieler Gesichter und vieler Orte. Es gibt keine Patente, und am Eingang werden keine Rezepte ausgegeben. Jeder Development Instructor muss den Mut aufbringen, sich aktiv zu beteiligen an der Suche nach Antworten und sich den Kräften der Entwicklung anzuschliessen, in den Elendsvierteln der Städte und den Dörfern in den ländlichen Gegenden, wo es geschieht. In der Welt der Realität.


Ausbildung erweist ihren Wert in der Wirklichkeit

Ausbilder weltweit wissen um die Kluft zwischen Schule und Wirklichkeit. Studien haben gezeigt, dass Lernen am effektivsten ist, wenn es mit Bezug zur Wirklichkeit verbunden ist. Ausbildung und Wirklichkeit miteinander zu verbinden gibt den Vorteil, eine soziale Struktur und Führung zu errichten, und unterstützt den Prozess, erworbene Fähigkeiten und Wissen in nützliche Werkzeuge umzuwandeln und anzupassen. Es hilft jedem Individuum, dieser Realität gegenüberzustehen, die Menschen oft machtlos zurücklässt, weil sie nicht ihrem Wissen gemäss handeln können. Wie fähig die Lehrer auch sind, unabhängig davon welche Lehrbücher eine Schule verwenden mag - sie kann nie die Welt als Klassenraum ersetzen.
Die Reisenden Hochschulen haben immer eine Pädagogik praktiziert, in der die Schule und die Realität der Welt verbundene und untrennbare Teile eines sich gegenseitig beeinflussenden dialektischen Prozesses sind. Der Vorbereitungs-Kurs für Development Instructors zum Beispiel hat sich seit den Anfängen im Durchschnitt ein mal pro Jahr geändert. Jedes mal aus der Praxis lernend, auf die er vorbereitet.
Ausbildung und Wirklichkeit miteinander zu verbinden stellt grosse Herausforderungen. Der Lehrplan ändert sich wie die Welt sich ändert und ist ein lebendiges Element in der Ausbildung. Die Pfade, die beschritten werden, sind nicht nett vorbereitet und fertig ausgebreitet - es erfordert Bemühung, Kreativität und Zusammenarbeit, um vorwärts zu kommen. Die Hindernisse sind nicht immer pädagogisch geplant, sondern tauchen auf mit ihrer eigenen Geschwindigkeit und erfordern, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt, auch zu ungelegenen Zeiten. In der Wirklichkeit macht es für Mitmenschen etwas aus, was man tut und was man nicht tut - das kann störend wirken und als Druck empfunden werden, aber es ist genau hier, wo der Samen für Veränderung gesetzt wird. Es ist hier, wo Ausbildung und Wirklichkeit Fortschritt und Zufriedenheit bringen.


Ein Strauss ausserordentlicher Schönheit und Qualität

Development Instructors sind Menschen zwischen 18 und 60 Jahren, die aus allen Bereichen des Lebens kommen. Menschen, die normalerweise niemals die Initiative ergreifen würden, andere kennenzulernen und Freundschaften zu schliessen, finden sich, alle angezogen von der Möglichkeit gutes zu tun, gemischt mit einer guten Portion Lust auf Abenteuer und die Welt zu sehen, und sehr zu ihrem eigenen Erstaunen kommen sie sehr gut zurecht.
Bei 20 Studenten in einem Team gibt es mit Sicherheit mindestens 10 verschiedene Nationalitäten. Der jährliche Fluss von Development Instructors, ungefähr 600, repräsentiert mehr als 40 Nationen der Welt. Aus entwickelten und entwickelnden Ländern gleichermassen. Der Lehrer-Stab an den Schulen ist ebenso eine Mischung aus Nationalitäten - von allen Kontinenten. Die übliche Sprache ist Englisch - einer Realität gemäss, in der Chinesisch, Dänisch, Shona, Portugiesisch, Hindi ... und viele andere Sprachen sich in erster Linie einmal verstehen wollen.
Die vielen Nationalitäten sind kein Thema - (nur, wenn es um die vielen Visa- und Immigrations-Papiere geht, die benötigt werden, um ein globales Schulprogramm auszuführen). Im täglichen Leben und Arbeiten werden die nationalen Verschiedenheiten eine Bereicherung in den gemeinsamen Bemühungen, mehr zu lernen, mehr zu tun und mehr Spass zu haben.
Der dänischen Volkshochschul-Tradition folgend, kann sich jeder in das Programm einschreiben, der möchte. Es gibt keine Teilnahme-Voraussetzungen und keine Zeugnisse am Ende. Die Realität des Programms spricht für sich selbst. Jeder mit dem Herzen und dem Willen, die Anstrengung zu unternehmen, ist willkommen. Von Anfang an ist klar, dass dies nicht die Einladung zu einem exotischen und entspannten Urlaub ist - sondern ein Programm, wo man viel arbeiten muss - und je mehr man tut, desto mehr kommt dabei für einen heraus.


Ausbildung ist nicht etwas, das man bekommt - sondern das man sich nimmt!

Die Reisenden Hochschulen haben in den letzten sechs Jahren ein einheitliches digitales Ausbildungs-System benutzt.
Der komplette Inhalt der Ausbildung steht den Studenten in den digitalen Bibliotheken der Schulen zur Verfügung. Das System spiegelt die grundlegende Philosophie der Schulen wieder: Der Student ist der Mittelpunkt des Lernens und die treibende Kraft im Lernprozess. Lernen ist sowohl eine individuelle als auch eine kollektive Angelegenheit. Die Ausbildung hat ihren Ausgangspunkt im Individuum und schreitet in seiner/ihrer Geschwindigkeit und entsprechend seinen/ihren Begabungen, Fähigkeiten und Kapazitäten fort. Sie fördert sowohl das Individuum als auch die symbiotische Zusammenarbeit.

Die verschiedenen Elemente - Studien, Kurse und Erfahrungen, ergeben Punkte, wenn sie durchgeführt werden, und jeder Student hat eine bestimmte Anzahl Punkte während des Kurses zu erreichen. Dies wird er/sie sorgfältig planen, herausfinden und durchführen.
Dieses System setzt viel neue Energie frei - seitens der Studenten, weil sie auf den Beinen sein und aktiv zum Programm beitragen müssen. Vom Lehrer, weil er/sie nicht länger im Nacken der Studenten sitzt und kontrolliert, sondern seine/ihre Energie verwenden kann, neue Entwicklungen anzustossen, aufregende Kurse und atemberaubende Erfahrungen. Während sich jeder Student um seinen/ihren eigenen individuellen Fortschritt kümmert, viel über die Themen zu lernen - kann der Lehrer sich darauf konzentrieren, neue Türen zu Wissen aufzustossen und soziales und kollektives Leben und Traditionen aufzubauen.
Es sollte erwähnt werden, dass dieses Ausbildungs-System wertlos ist, wenn es nicht viel hochwertiges Material in der digitalen Bibliothek der Schulen gibt - die gegenwärtige Datenbank für Development Instructors enthält 2100 Studien-Aufgaben in 20 Themen, sowie ungefähr 500 Kurse und 200 lebensumwandelnde Erfahrungen. Die Datenbank wird ständig erneuert, von Lehrern und Studenten.


Gemeinsam an einem Strang ziehen, um Fortschritt voranzutreiben

Development Instructors arbeiten Hand in Hand mit ihren lokalen Kollegen. Hauptsächlich arbeiten sie im südlichen Afrika, aber auch in Zentral-Amerika und Asien.
Sie beteiligen sich in Child Aid-Projekten (wörtlich: Kinderhilfe), in denen arme Familien organisiert sind und in einem 3-Jahres-Programm ausgebildet werden, um ihre grundlegenden Lebensbedingungen zu verbessern.
Sie arbeiten als Lehrer und Erzieher in Schulen für Strassenkinder und Waisen. Sie arbeiten als Organisatoren von Baumpflanz-Programmen und stellen Umwelt-Programme in ländlichen Schulen vor.
Im Partnership in Development Programm (Partnerschaft in Entwicklung) oder im Verkauf von Second-Hand-Kleidung arbeiten sie, um Geld für neue Projekte zu verdienen.
Sie arbeiten im TCE-Programm (Total Control of the Epidemic - Totale Kontrolle der Epidemie), im Kampf, die schreckliche AIDS-Epidemie unter Kontrolle zu bekommen.
Jedes Projekt entsteht in der Begegnung zwischen den Bedürftigen und denen, die etwas beizutragen haben. Das Fundament und der Zweck jedes Projekts ist klar, und es ist für alle einfach zu verstehen und Bezug herzustellen: Die Wüste wächst, das muss aufgehalten werden - die Kinder haben keine Schule, lasst uns eine bauen - es gibt nicht genug Lehrer, lasst uns welche ausbilden - AIDS verbreitet sich in furioser Geschwindigkeit, lasst uns organisieren, wie wir das in den Griff kriegen ... etc.
Es klingt einfach. Und die Kunst besteht darin, dieses "sehr einfach zu verstehende" Problem im Blick zu behalten - stetig das Ziel zu verfolgen - Hindernisse auf dem Weg zu überwinden - mehr Energie, Ideen, Kreativität und Mittel (Geld) in das Sammelbecken einzubringen, um Fortschritt voranzutreiben. Und was sehr wichtig ist - ein erfülltes Leben zu haben mit befriedigenden Ergebnissen, guten menschlichen Beziehungen, Freude und Entwicklung, während wir das tun. Durch die Beteiligung an Entwicklungsarbeit und die engen Beziehungen zu den Menschen in den Projekten werden die meisten Development Instructors überrascht vom Umfang und der Dringlichkeit für Aktion, und von dem Einfluss, den sie selber haben können. Oft kommen sie nach Hause mit dem beinahe hoffnungslosen Wunsch, den nächsten Berg zu finden und die ganze Welt anzuschreien, aufzuwachen und etwas zu tun. Zweifellos haben sie Recht, in der Hinsicht, dass es viel zu tun gibt - und reichlich Raum und Bedarf für viele mehr, sich daran zu beteiligen.


Jede Schöpfung ist kollektiven Ursprungs

Die Reisenden Hochschulen lehren die Philosophie des solidarischen Humanismus. Ein wichtiges Element ist hier, wie wir Leben begreifen, was es heisst, Mensch zu sein.
Eine Möglichkeit ist, Leben als persönliches Projekt zu verstehen, mit dem Zweck, das Beste für sich selbst daraus zu machen, ohne Rücksicht auf die Kosten. Man kann sehr gebildet sein und über die Probleme um sich herum Bescheid wissen, aber es nicht als eigene Angelegenheit betrachten. Vielleicht bezieht man sich auf seine eigene Ohnmacht - Was kann ich tun? Die Probleme sind zu gross! Ich bin keine Ausnahme! Ich habe meine eigenen Probleme! etc. All das ist richtig, bezogen auf das grundlegende Verständnis von Leben als Privatangelegenheit.
Solidarischer Humanismus begreift Leben als kollektiven Prozess, in dem Menschen ihre Begabungen zusammentun, um sehr viel bessere Resultate in allem erzielen zu können, als sie das alleine vermochten. Die Reisenden Hochschulen finden, dass dieser Prozess Energie freisetzt.
Das Problem sind nicht die armen Menschen, sondern die Armut. Und Armut ist nicht nur das Problem derjenigen, die arm sind, sondern ein Problem der Menschheit, die all ihre Mittel zusammen bringen muss, um es zu lösen. Es gibt keinen anderen Weg. Armut kann nicht überwunden werden, wenn das nicht als gemeinsames Interesse definiert wird.
Nehmen wir AIDS - die Epidemie hat bereits das Leben von Millionen Menschen gefordert, lässt 12 Millionen verwaiste Kinder und mehr als 25 Millionen infizierte Menschen allein in Afrika zurück. Die AIDS-Epidemie hat bereits Fortschritt und Entwicklung um Jahre zurückgeworfen und stellt eine grosse Bedrohung für die Zukunft dar.
Im entwickelten Teil der Welt stellen manche die Frage "Ist es das wert?" - Bezug nehmend auf Jahre von Entwicklungshilfe ohne sichtbare Änderung zum besseren. In der modernen kommerzialisierten Welt werden Dinge gemessen am In- und Output. Das ist durchaus von Bedeutung, auch wenn bei der Wahl der Masstäbe Vorsicht geboten ist, wenn Entwicklung und Fortschritt in armen Ländern bewertet wird, wo es sich niemand leisten kann, eine solche Frage überhaupt zu denken.
Es ist nicht möglich, die Krankheit unter Kontrolle zu bekommen, es sei denn, jeder einzelne - infiziert, betroffen, bedroht von HIV/AIDS - übernimmt selbst Verantwortung. Nur die Menschen selbst können sich von dieser globalen Bedrohung befreien, durch ihre Einstellungen und ihr Verhalten. Gleichzeitig sind die einzelnen nicht in der Lage, Kontrolle über die Krankheit zu erlangen, ohne die aktive Beteiligung der reichen Nationen, Institutionen und Menschen auf der Welt.
Es braucht ihre gemeinsame Anstrengung, diese Schlacht zu gewinnen.
Und das gleiche gilt auch umgekehrt - egal, wie gutherzig oder reich eine Nation oder eine Institution auch sein mag, sie werden HIV/AIDS nicht besiegen können, ohne die aktive Beteiligung all der gewöhnlichen Leute. Es braucht ihre gemeinsame Anstrengung, die Schlacht zu gewinnen. Es gibt viele Aufgaben auf dieser Welt, für die ohne Zusammenarbeit keine Lösung gefunden werden kann. 1 + 1 ist sehr viel mehr als zwei. Soll heissen, zwei Kräfte, die in die gleiche Richtung ziehen, haben nicht nur die Summe ihrer zwei Einzelkräfte. Eine komplett neue Energie entsteht, die auf die Individuen zurückwirkt. Das Leben selbst hat Symbiose Millionen von Jahre auf dem Planeten benutzt um zu überleben. Die Menschheit muss es ebenso tun, wenn wir überleben wollen. In den meisten Ländern gibt es eine Einberufung zur Armee - freiwillig oder unter Zwang - um sich gegen drohende Feinde verteidigen zu können. Aber wer sind die drohenden Feinde? Wann werden Armut, Analphabetismus oder AIDS zu gemeinsamen Feinden der Menschheit erklärt? Welcher Masstab wird benutzt, um die Dinge einzustufen? Es kann wohl kaum die Zahl sterbender Menschen sein! Die Reisenden Hochschulen sind ein Beispiel für globale Zusammenarbeit, wo viele Kräfte ihre Fähigkeiten bündeln, um den Kurs der Geschichte umzubiegen und sich von einigen unwürdigen und unmenschlichen Bedingungen zu befreien, die unter uns herrschen.